Effektive Maßnahmen und Praxistipps
Aussagen wie „Das müssten Sie doch
wissen!“ oder „Das steht schon längst im Intranet!“ kommen in Unternehmen immer häufiger vor. Die tägliche Informationsflut wird immer größer und die Beherrschung und Steuerung der Informationen
immer schwieriger. Auf die Frage, was in einem Unternehmen vor allem verbessert werden soll, antworten sowohl die meisten Firmeninhaber als auch deren
Mitarbeiter: die interne Kommunikation. Mit welchen Maßnahmen Sie genau das erreichen, zeige ich Ihnen in dem Blogbeitrag Mai. Viele gute Erkenntnisse beim Lesen.
1. Folgen mangelnder interner Kommunikation
Interne Kommunikation wird viel zu selten gezielt geplant, obwohl die Folgen mangelnder oder schlechter Kommunikation bekannt sind, wie
- Aufgaben werden doppelt oder gar nicht erledigt,
- Verantwortungsbereitschaft und Motivation der Mitarbeiter nimmt ab,
- Prozesse und Entscheidungen dauern länger,
- Probleme bei der Abstimmung zwischen den Teams bzw. Abteilungen treten auf oder
- widersprüchliche Kommunikation dringt nach außen.
Diese Faktoren beeinflussen entscheidend
die Wettbewerbsfähigkeit. Daher darf die interne Kommunikation nicht dem Zufall überlassen werden, sondern muss zielgerichtet geplant und gesteuert werden.
2. Grundsätze für eine funktionierende interne Kommunikation
Die Anforderungen an eine effektive interne Kommunikation sind abhängig vom Unternehmen. Wesentliche Kriterien dabei sind die Größe der Firma, insbesondere die Mitarbeiterzahl sowie die Organisationsstruktur und die Unternehmenskultur. Es ist offensichtlich, dass beispielsweise in einer 5-Mitarbeiter-Firma, in der sich das ganze Team jeden Morgen zur gemeinsamen Kaffeerunde trifft, die interne Kommunikation ganz anders zu organisieren ist, als in einer 60-Mitarbeiter-Firma, die an vier Standorten arbeitet.
Auch wenn jede Firma ein individuelles Konzept für die interne Kommunikation entwickeln muss, sollten immer folgende allgemeine Grundsätze beachtet werden:
-
Vorherige Analyse:
Ausgangspunkt aller Überlegungen ist
die Frage: Wer braucht welche Informationen, um seine Aufgaben optimal lösen zu können?
- Verantwortung braucht Informationen: Nur wer alle notwendigen Informationen erhält, kann auch Verantwortung übernehmen. Das beginnt damit, dass Mitarbeiter die Ziele des Unternehmens kennen müssen, um entsprechend handeln zu können, und es endet mit dem regelmäßigen Austausch über die täglichen – für den Mitarbeiter wichtigen – Vorkommnisse in der Firma. Es ist im Zweifelsfall besser, zu viele Informationen weiterzugeben, als sie zurückzuhalten oder zu filtern.
- Jeder ist gefordert: Natürlich ist es eine Führungsaufgabe, für optimale interne Kommunikation zu sorgen. Informationen zwischen Mitarbeitern und Partnern des Unternehmens müssen aber in beiden Richtungen ausgetauscht werden.
- Formelle und informelle Kommunikation sind notwendig: Regelmäßige Teambesprechungen, Fach-Jour-Fixe, interne Newsletter sind nur eine Seite der Medaille. Genauso wichtig im Kommunikationskonzept sind der „Flurfunk“, das Gespräch an der Kaffeemaschine oder Unternhemensfeiers.
-
Keine Kommunikation ohne
Beziehung: Arbeitsmittel
wie Checklisten, Besprechungsprotokolle, Intranet oder interne Newsletter sind hilfreich, um die Effizienz zu steigern. Sie laufen jedoch vollständig ins Leere, wenn nicht auch der
zwischenmenschliche Part berücksichtigt wird. Erst eine gute Beziehung untereinander – ein gutes Betriebsklima – ermöglichen einen erfolgreichen Einsatz der
Kommunikationsinstrumente.
Für ein gutes Kommunikationskonzept
sollten Sie diese Grundsätze berücksichtigen und einen passenden Mix aus unterschiedlichen Methoden bzw. Instrumenten wählen.
3. Praktische Tipps und erprobte Vorgehensweisen
Die folgenden Möglichkeiten sind als
Auswahl zu verstehen. Sie sollten gezielt eingesetzt werden. Nicht sinnvoll ist es, alle Punkte auf einmal erledigen zu wollen.
3.1 Interner Newsletter
Dieses Instrument hat sich bei allen Unternehmen unterschiedlicher Größe bewährt. Auch wenn es auf den ersten Blick so erscheint, als ob ein interner News-letter in einer kleineren Firma nicht notwendig wäre, so zeigt die Praxis das Gegenteil. Die Erfolgskriterien eines internen Newsletters sind:
- Der Newsletter erscheint regelmäßig, z.B. jeden Montag.
- Für die Erstellung ist ein Mitarbeiter verantwortlich, z.B. im Sekretariat. Dieser Mitarbeiter muss sich die notwendigen Informationen bei den entsprechenden Mitarbeitern bzw. beim Inhaber holen und im internen Newsletter übersichtlich darstellen.
- Die Inhalte erscheinen in gleichbleibender Struktur. Die folgenden Rubriken haben sich bewährt:
- neue Kunden und ausgeschiedene Kunden
- Zugänge in der Bibliothek
- aktuelle Seminare und fachliche Neuigkeiten
- Urlaube und Abwesenheiten in der kommenden Woche
- wichtige Termine
- Themen der Unternehmensentwicklung (wie z.B. QM, Marketing etc.).
Mit einem internen Newsletter
können viele Informationen an das Team weitergegeben werden, die sonst wertvolle Besprechungszeit beanspruchen. Je nach Unternehmenskultur können auch Aussagen zum Umsatz, zu den Kosten, den
Deckungsbeiträgen oder dem Unternehmensergebnis im Newsletter enthalten sein.
3.2 Besprechungen
Die wenigsten Firmeninhaber bzw. Partner bereiten Besprechungen professionell vor und führen sie effektiv. Die Grundregeln sind:
- Jede Besprechung beginnt pünktlich.
- Keine Besprechung ohne Tagesordnung.
- Keine Besprechung ohne Protokoll.
Die Einhaltung dieser Regeln und ein
passender Rhythmus, kombiniert mit der idealen Teilnehmerstruktur, machen Besprechungen zu einem wirksamen Instrument der internen Kommunikation. Dabei sollten Sie Besprechungen eher öfter
ansetzen, aber dafür kürzer halten. Sitzungen für das gesamte Unternehmen (bis zu ca. 25 Mitarbeitern) sind üblicherweise nur einmal im Monat notwendig. Dann sollten ausschließlich Themen
besprochen werden, die alle Mitarbeiter betreffen.
3.3 Fachliteratur
Die Bewältigung der Flut an Fachliteratur ist in vielen Unternehmen ein schwieriges Thema. Externe E-Mail-Newsletter tragen dazu bei, dass diese Herausforderung immer größer wird. Hier ein paar Ideen, wie Sie an die Sache herangehen können:
- Analysieren Sie kritisch, welche Fachliteratur nicht mehr notwendig ist, weil sie nie gelesen wird oder jetzt elektronisch zur Verfügung steht.
-
Wichtige Abonnements können auf die
Privatadresse des Mitarbeiters umgestellt werden. In einigen Kanzleien gilt der Grundsatz, dass das Lesen dieser wichtigen Fachzeitschrift im eigenen Interesse des Mitarbeiters liegen muss
und daher auch in der Freizeit geschehen soll.
- Teilen Sie das Studium weiterer Fachzeitschriften auf einzelne Mitarbeiter auf, und fordern Sie bei den Fach-Jour-Fixe einen kurzen Bericht über die wesentlichen Inhalte ein. Das Gleiche gilt für Fortbildungsveranstaltungen, die einzelne Mitarbeiter besuchen.
- Richten Sie in der Bibliothek einen Platz ein, wo die aktuelle Fachliteratur liegt. So kann jeder Mitarbeiter leicht erkennen, welche Neuzugänge es gibt. Dadurch wird er eher ermuntert, auch darin zu lesen.
3.4 Postlauf
Die effiziente Erledigung der Post ist
weniger ein Kommunikationsproblem, sondern mehr eine Organisationsfrage. Es geht um ein wasserdichtes System, so dass keine Information verloren geht und die Information schnell an den richtigen
Adressaten kommt. Geben Sie klare Vorgaben an das Sekretariat, welche Post an den Inhaber und welche direkt an den Mitarbeiter geht. Für jeden Mitarbeiter sollte zu diesem Zweck ein Postfach
eingerichtet werden.
3.5 Info-Tafel
Das gute alte „schwarze Brett“ – am
richtigen Platz angebracht, z.B. beim Faxgerät oder bei der Kaffeemaschine – ist ein ideales Instrument, schnell und unkompliziert Informationen an das Team weiterzugeben. Es stellt eine
sinnvolle Ergänzung zum internen Newsletter dar. Ein Mitarbeiter sollte sich regelmäßig darum kümmern, dass aktuelle Informationen dort bekannt gegeben und erledigte Beiträge entfernt werden.
3.6 Informelle Kommunikation
Das kurze Gespräch an der Kaffeemaschine und der „Flurfunk“ haben eine wesentliche Funktion für eine erfolgreiche interne Kommunikation in einem Unternehmen. Natürlich kann die informelle Kommunikation nicht unmittelbar gesteuert werden. Das wäre ein Widerspruch in sich. Allerdings kann einiges getan werden, dass die informelle Kommunikation leichter möglich ist:
- Kommunikationsräume schaffen: Versuchen Sie in der Firma „öffentliche Räume“ zu schaffen, z.B. einen Bereich mit Stehtischen, sodass es leicht fällt, sich unter Kollegen auszutauschen. Stehtische sind darüber hinaus auch geeignet, um ganz kurze Mandantengespräche (z.B. zur Belegübergabe mit Rückfragen) zu führen.
- Kommunikationsmöglichkeiten schaffen: Aktivitäten außerhalb der Firma fördern das Betriebsklima und schaffen ausreichend Gelegenheit für informellen Austausch. Den Anspruch, dass immer alle mitmachen müssen, sollten Sie aufgeben. Denn dadurch kommen keine Aktivitäten zustande.
-
Informelle Kommunikation fördern: GF
und Partner sollten die informelle Kommunikation pflegen. Eine Runde jeden Morgen durch die Firma, ein kurzes Gespräch mit den einzelnen Mitarbeitern und Sie wissen, was in ihrem Unternehmen
läuft. Durch Ihr Vorbild werden auch die Mitarbeiter ermuntert, sich schneller und direkter mit Ihnen und den Kollegen auszutauschen.
- Rituale für informelle Kommunikation einführen: Einmal in der Woche eine gemeinsame Kaffeerunde oder ein Frühstück, ein Mittagessen im Team oder ein Firmenclub, der alle 14 Tage zur „After-work-party“ geht, sind nur einige der vielfältigen Möglichkeiten. Wichtig sind die Regelmäßigkeit, die Vorhersehbarkeit und die Pflege dieser gemeinsamen Aktivitäten.
Unterschätzen Sie niemals die Bedeutung
der informellen Kommunikation. Sie wird einem besonders bewusst, wenn es Gerüchte gibt, die sich in Windeseile verbreiten.
3.7 Jährliche Strategie-Klausur
Einmal im Jahr sollte sich die Unternehmensführung – Inhaber, Partner, leitende Mitarbeiter – zurückziehen, um die Unternehmensstrategie zu besprechen und die Weichen für die Zukunft zu stellen. Solide Vorbereitung und ein Moderator erhöhen die Wirksamkeit eines Strategie-Meetings. Doch die Umsetzung aller vereinbarten Maßnahmen gelingt selten. Sie scheitert in vielen Fällen daran, dass die Beschlüsse und die Unternehmensziele nicht klar und ausführlich an das Team kommuniziert werden.
Nehmen Sie sich im Anschluss an die
Strategie-Klausur ausreichend Zeit, um die Ergebnisse dem Team vorzustellen. Die Führung hat sich stundenlang mit den Themen befasst, es wurden alle möglichen Varianten durchdacht, und die
erarbeiteten Maßnahmen sind das Ergebnis eines längeren Denkprozesses. Das kann nicht innerhalb kurzer Zeit von den Mitarbeitern nachvollzogen werden. Planen Sie daher einen mindestens
halbtägigen Mitarbeiter-Workshop ein, in dem Sie die Ergebnisse der Strategie-Klausur vorstellen.
3.8 Kommunikationstraining
Kommunikation kann man lernen. Es gibt
zwar ein paar wenige Talente, aber die Mehrheit muss die wesentlichen Regeln erlernen und üben. Erfolgreiche Unternehmen investieren in Kommunikationstrainings. Damit wird auf lange Sicht ein
wichtiger Erfolgsfaktor verbessert. Welches Kommunikationskonzept dem Training zu Grunde liegt, ist nicht so entscheidend wie die Tatsache, dass ein Training überhaupt stattfindet. Belassen Sie
es aber nicht bei einer einmaligen Aktion.
4. Fazit
Effektive interne Kommunikation passiert nicht von selbst. Sie muss gezielt geplant und gesteuert werden. Aufbauend auf den unter 2. genannten Grundsätzen sollte jede Firma die für sie passenden Instrumente einsetzen. Die interne Kommunikation ist so wichtig, dass sie Chefsache ist. Er muss die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen schaffen. Das gesamte Team trägt allerdings die Verantwortung, dass interne Kommunikation auch tatsächlich funktioniert und eine effektive und erfolgreichere Arbeitsweise ermöglicht wird.
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